Die Meteo-Seite Windyty liefert neuerdings neben dem amerikanischen GFS- auch das europäische ECMWF-Modell, kostenlos. Der Datenumfang ist eine kleine Sensation.

Windyty zeigt vom ECMWF-Modell auch Prognosen
der Wolkenbasis (konvektiv) über Grund. // Quelle: Windyty
Das europäische Meteo-Globalmodell ECMWF gilt als das derzeit zutreffendste der Welt. Zumindest wenn es über die Vorhersage des zweiten oder dritten Tag hinaus geht, liegt ECMWF bei der Trefferquote im Durchschnitt vor anderen Modellen wie GFS oder ICON. Leider waren die Daten des ECMWF-Modells lange Zeit im freien Internet nur in sehr eingeschränktem Maße zugänglich, während das GFS-Modell aufgrund einer anderen Finanzierungspolitik der USA quasi jedermann frei zur Verfügung steht. Doch jetzt brechen neue Zeiten an.

Zwar lässt sich das Europäische Zentrum für Mittelfrist-Prognosen, in englischer Abkürzung eben ECWMF genannt, seine Modellergebnisse von externen Nutzern immer noch teuer bezahlen. Doch die Macher der Seite Windyty sind offenbar bereit, entsprechend in die Tasche zu greifen, um sich als Marktführer einer neuen Form der Meteodarstellung zu behaupten. Denn seit Anfang dieser Woche sind auf Windyty neben den Daten von GFS auch die Daten von ECMWF frei verfügbar - und das in einem Umfang, wie er sonst auf kostenlosen Meteo-Seiten nicht gefunden werden kann.

Vielleicht ist es die Konkurrenz, die hier das Geschäft belebt. Vor wenigen Wochen ging die Seite VentuSky an den Start. Lu-Glidz berichtete über diesen Windyty-Klon, der einen interessanten Vorteil aufwies. Neben GFS zeigt VentuSky auch das deutsche Modell ICON und das GME-Modell aus Kanada. So kann man leicht die verschiedenen Modelle miteinander vergleichen, um auch etwas über die Sicherheit der Prognosen zu erfahren (je ähnlicher die Modelllösungen sind, desto eher dürfte sich das Wetter auch so einstellen).

Durch die Integration des ECMWF-Modells hat Windyty jetzt wieder gleichgezogen. Zumal bei den ECMWF-Daten auch die von VentuSky schon angebotene Variable CAPE enthalten ist, aus der man die Gewittergefahr in einer Region grob abschätzen kann.

Besonders interessant für die Flugmeteorologen ist allerdings noch eine andere Größe, die beim ECMWF-Modell auf Windyty unter dem Menüpunkt "Wolken" zu finden ist: Die "Wolkengrenze" gibt die Basishöhe konvektiver Wolken an, so wie sie das Modell errechnet hat. Die Werte beziehen sich auf die Höhe über Grund (AGL) und lassen eine grobe Abschätzung zu, wo Regionen mit besonders hoher oder eher niedriger Basis zu erwarten sind.

Vor allem im Flachland sind diese Werte gut nutzbar. Im Hochgebirge sind da schon größere Abweichungen zu erwarten, weil ECMWF immer noch mit einem Raster von 9 km rechnet, wodurch viele topographische Merkmale wie einzelne Berge und Täler noch nicht ausreichend genau dargestellt werden. Aber eine Hilfestellung ist das allemal. Tipp: An guten Flugtagen sollte man mit einer prognostizierten Wolkenbasis rechnen, die mindestens 800-1000 Meter über der Durchschnittshöhe des Geländes liegt. (Beispiel: Talgrund auf 1000 Meter, Gipfelgrathöhe auf 2000 Meter = Durchschnittshöhe von 1500 Meter. Die Wolkenbasis (800-1000 Meter AGL) würde dann an guten Tagen bei mindestens rund 2300-2500 Meter liegen.)

Im Grunde zeigt Windyty damit schon fast alles, was man für eine brauchbare Flugwettervorschau benötigt. In der Windyty-App, die es bisher nur für Android-Smartphones gibt, ist das ECMWF-Modell noch nicht enthalten. Doch schon bald soll auch hier eine neue Version folgen, die das nachholt. Ebenso wird es Windyty in den nächsten Wochen auch als App fürs Iphone geben.